POODLE kann auch TLS betreffen

9.12.2014: Die POODLE-Sicherheitslücke offenbarte eine Schwäche in der uralten SSL-Version 3. Wie sich jedoch herausstellte, sind auch sehr viele fehlerhafte TLS-Implementierungen betroffen - ganze 10 Prozent aller Server.

Vor knapp zwei Monaten machte die sogenannte POODLE-Sicherheitslücke Schlagzeilen. Durch eine geschickte Ausnutzung des Paddings von Verbindungen mit dem uralten SSL-Protokoll Version 3 (SSLv3) konnte ein Angreifer unter Umständen mit Hilfe einer Man-in-the-Middle-Attacke bestimmte Inhalte entschlüsseln. Problematisch wurde das ganze deshalb, weil alle gängigen Browser bei Verbindungsfehlern mit modernen TLS-Versionen einen erneuten Verbindungsaufbau mit älteren Protokollen versuchen.

Die relativ simple Empfehlung nach POODLE lautete: SSL Version 3 muss abgeschaltet werden. Firefox hat das in der letzten Version umgesetzt, Chrome plant es für Version 40 und auch die meisten Serverbetreiber haben SSL Version 3 abgeschaltet. Doch wie Google-Entwickler Adam Langley nun herausgefunden hat, ist das Problem damit noch nicht aus der Welt geschafft.

Die POODLE-Lücke betrifft nur die alte SSL-Version 3, weil dort das Padding, also die Füllbytes, die einen Datenblock auf eine bestimmte Größe bringen, beliebige Werte enthalten können. In TLS wurde dies geändert, und es ist genau definiert, welche Werte das Padding enthalten muss. Der Mozilla-Entwickler Brian Smith hatte in einer Mailinglisten-Diskussion um die POODLE-Lücke darauf hingewiesen, dass es möglich ist, dass manche TLS-Implementierungen dies nicht beachten und weiterhin beliebige Padding-Bytes akzeptieren. Das ist laut der TLS-Spezifikation sogar erlaubt, denn das Prüfen der Padding-Bytes ist optional. Smit hatte selbst dieses Problem vor längerer Zeit in der Bibliothek NSS entdeckt und behoben.

Langley hatte jetzt die Befürchtung, dass nicht nur alte NSS-Versionen von diesem Problem betroffen sind und entwickelte einen Scanner, mit dem er nach Servern suchte, die von diesem Problem betroffen sind. Dabei stellte sich heraus, dass auch Hardware der Firma F5 von diese Schwachstelle hat. Ebenso betroffen sind Produkte der Firma A10. Für die Produkte beider Hersteller soll es in Kürze Firmwareupdates geben. Die Lücke hat die ID CVE-2014-8730 erhalten. Langley weist darauf hin, dass möglicherweise noch weitere Produkte von dem Problem betroffen sind. Er fand neben den F5- und A10-Produkten noch Geräte der Firma Citrix, die ebenfalls die Padding-Spezifikation von TLS nicht korrekt prüfen, allerdings akzeptieren diese nur Null-Bytes, was zwar nicht dem Standard entspricht, aber keine Angriffe ermöglicht.

Seitenbetreiber können mit dem SSL-Labs-Test der Firma Qualys prüfen, ob ihre eigenen Webseiten betroffen sind. Ivan Ristic, der Betreiber des SSL-Labs-Tests, schreibt, dass zur Zeit etwa zehn Prozent der Server im Netz diese Neuauflage der POODLE-Lücke aufweisen.

Es ist nicht das erste Mal, dass TLS-Produkte von F5 Probleme bereiten. So fiel vor einiger Zeit auf, dass deren TLS-Loadbalancer ein Problem mit Handshakes haben, deren Größe sich zwischen 256 und 512 Bytes befindet. Da diese Geräte weit verbreitet sind und zahlreiche Nutzer keine Updates einspielen, wurde dafür sogar eine eigene TLS-Erweiterung geschaffen, die den Handshake entsprechend vergrößert, um das Problem zu vermeiden.

Adam Langley nutzte die Gelegenheit noch, um darauf hinzuweisen, dass generell alle TLS-Verbindungen, die nicht TLS 1.2 mit authentifizierter Verschlüsselung nutzen, problematisch sind und als kryptographisch gebrochen gelten. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe bekannter Angriffe, die auf die Padding-Schwächen der CBC-Verfahren abzielen, darunter neben POODLE auch die BEAST-Attacke und die Lucky-Thirteen-Attacke. In älteren TLS-Versionen steht als Alternative zu CBC nur das ebenfalls problematische RC4 zur Verfügung. Wirkliche Sicherheit bieten zur Zeit nur die Verfahren, die AES mit dem Galois/Counter-Modus (GCM) einsetzen - und die stehen nur für TLS 1.2 zur Verfügung.